Reden der Kundgebung am 26.10.24

Als Netzwerk- Team haben wir uns auf diesen Text zum Thema Nahost geeinigt und vorgetragen:

Wir schlagen uns nicht wie Fans und Fanatiker auf eine Seite – beispielsweise pauschal „für Israel“ oder für Palästina“. Wir sind keine Nationalisten, sondern solidarisch mit ungerecht behandelten Menschen. Wir wenden uns gegen jeden Fundamentalismus und religiösen Fanatismus. Sei es von terroristischen Organisationen wie der Hamas oder Gruppierungen, die sich auf vermeintlich biblische Rechte berufen und gewaltsam Land aneignen.
Wir müssen uns einsetzen für die Sicherheit aller Menschen, wir müssen für das Menschsein kämpfen. Darum muss es uns gehen: um das Menschsein. Um die Anerkennung aller als Gleichberechtigte. Für Juden, für Muslime, Christen, Sinti und Roma, für Schwarze, für Queer-Menschen.

Auch für PolitikerInnen, die ihre Arbeit und Wahlkampf machen. Und für Demonstrierende, die nicht selten mit unsinnigen Behördenauflagen und unverhältnismäßiger Polizeigewalt schikaniert werden.
Sicherheit lässt sich im Übrigen nicht mit ministeriellen Erlassen verordnen. Sicherheit, also die Abwesenheit von Furcht und Angst, ermöglicht Freiheit. Auch die Freiheit der Rede und der Debatte – zum Beispiel über eine bessere Demokratie. Die sogenannte Staatsräson steht für Rigorosität ohne Rücksicht auf internationales Recht.
Antisemitismus und das Sündenbock-Denken lassen sich nicht mit Bekenntniszwang und Maßnahmen von Innenministerien und Polizeieinsätzen eindämmen. Und Judenhass ist nicht nur in extremen Kreisen verbreitet, er vergiftet seit jeher und auch heute die sogenannte Mitte unserer Gesellschaft.
Jede rechte Ideologie und jeder religiöse Fanatismus unterscheiden Menschen in wertvolle und unwerte. Ohne diese Diskriminierung kommen diese Glaubenshorden nicht aus. Aber auch jede und jeder von uns muss die eigenen Vorurteile in sich selbst erkennen und sich bewusst machen: Es gibt weder wertvolle, noch weniger wertvolle Menschen.
Und erst recht gibt es keine Menschenrassen, ein Begriff, den die AfD heute gerissen mit dem Wort „Kulturen“ ersetzt. Unsere Verschiedenheit, das Menschsein an sich gegenseitig zu respektieren, das ist die Grundlage demokratischen Handelns.

 

Dr. Ulrich Bausch

Liebe Freunde, meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich spreche hier als Mitstreiter der Initiative „Aufbruch für den Frieden“, die unter anderem Winne Hermann mit ins Leben gerufen hat und ich spreche als Mitstreiter der Initiative „Mehr Diplomatie wagen“ innerhalb der SPD.
Russland hat die Ukraine angegriffen und die Ukraine hat das Recht sich zu verteidigen. Seit zweieinhalb Jahren tobt ein brutaler Krieg in diesem Land, hunderttausende wurde getötet, verletzt und Millionen sind auf der Flucht.
Russland trägt hierfür die Verantwortung.

Trotz aktiver Unterstützung durch Nato-Staaten konnten die russischen Truppen nicht zurückgedrängt werden. Der Einsatz von immer schwereren Waffen auf beiden Seiten hat zu einem verlustreichen Stellungskrieg geführt. Ein Arzt, der wochenlang an der Front im Einsatz war berichtete mir, „die Männer werden in dieser Artillerieschlacht getötet, zerfetzt, schwerstverwundet und traumatisiert – hinter den Linien wird amputiert wie am Fließband“. Daran gehen dann Ehen und Familien zu Grunde; ein Desaster für die ganze Gesellschaft.

Jede Standardartillerigranate der Nato hat einen Zerstörungsradius eines Fußballfeldes und es gab Wochen, da wurden täglich über 10.000 davon verschossen – von beiden Seiten aus. Es entstanden Mondlandschaften- so die NYT – die das Grauen von Verdun übertreffen.

Wer hier der Aggressor ist und wer sich verteidigt ist eindeutig. Auch wir sind empört und frustriert über das, was Putin angerichtet hat.

Aber es kommt eben nicht nur darauf an, wer im Recht und wer im Unrecht ist, entscheidend ist doch die Frage, mit welchen Maßnahmen, mit welchen Konzepten erreichen wir wünschenswerte Ziele.
Wir kommt man zu einer Konfliktlösung?
Die Behauptung, internationale Konflikte könnten nur durch militärische Gewalt gelöst werden, ist schlicht falsch und der reflexhafte Einwand, die Alliierten hätten damals auch nur durch Bombardement den Nationalsozialismus besiegen können, daher müsse man jetzt ebenfalls …..

Diese Analogie, ist – gerade aus deutscher Sicht – geschichtsvergessen und hat Züge von suizidalem Größenwahn. Ja- die militärische Intervention gegen Hitler war notwendig – keine Frage.

Aber was damals geschah  war auch grauenhaft. Hunderte Städte wurden in Schutt und Asche gelegt und hunderttausende starben dabei. Ist das der Plan für Russland – wenn ständig auf den Kampf der Alliierten gegen Hitler verwiesen wird? Oder glauben manche, dass man eben nur ein paar Ministerien bombardieren könne – ohne dass der Konflikt dann in Gänze eskalieren würde?

Auch die ständige Gleichsetzung Russlands mit dem deutschen Faschismus ist beschämend, gerade aus deutschem Munde. Wir haben die Shoa zu verantworten und unser Unternehmen „Barbarossa“ – unser Überfall auf Russland, hat 27 Mio. Bürgern der Sowjetunion (Russen, Ukrainern und anderen) das Leben gekostet.
Diese ständigen „Putin – Hitler- Vergleiche“ verharmlosen das was  damals angerichtet wurde und negieren Tatsache, dass im Nuklearzeitalter eine militärische Auseinandersetzung zwischen Atommächten unter allen Umständen verhindert werden muss.
In der Ukraine wurden ganze Landstriche, die eigentlich befreit werden sollten, zerstört.

Der Ukraine gehen nun die Männer aus, daher werden nun auch Frauen und Senioren eingezogen.

Im April 2022 erklärte der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, es gehe nun darum, Russland militärisch und ökonomisch zu schwächen und Putin innen- und außenpolitisch zu isolieren.

Keines dieser Ziele wurde erreicht. Im Gegenteil. Die russische Wirtschaft wächst und militärisch ist Russland heute weit besser aufgestellt als zu Beginn des Krieges. Die russische Ökonomie hat auf Kriegswirtschaft umgestellt und wird hierbei von China und zahlreichen weiteren Ländern kräftig unterstützt. Russland ist keineswegs international isoliert, wie das jüngste BRICS-Treffen zeigt. Neben China weigerten sich auch Indien, Südafrika, Pakistan und weitere Länder des globalen Südens, Russland in der UNO zu verurteilen. Innenpolitisch ist Putin gefestigter denn je. Die Zustimmungswerte steigen – natürlich auch wegen der russischen Staatsmedien, aber auch wegen westlicher Rhetorik, man müsse nun Moskau bombardieren.

Ständig wird behauptet, mit Putin könne man nicht verhandeln.
Fakt ist, er hat ja verhandelt.
Die sog. Istanbul-Verhandlungen waren weit fortgeschritten und der Chefunterhändler der Ukraine, Dawyd Arachamija, erklärte im November 23, die Russen wären im April 22 bereit gewesen, den Krieg zu beenden, wenn die Ukraine sich verpflichtet hätte, der Nato nicht beizutreten. Die sog. Istanbul-Verhandlungen wurden übrigens erst Ende April abgebrochen und nicht Anfang April, als die Kriegsverbrechen von Butscha bekannt wurden.[1]  

Worauf es jetzt ankommt:
Es müssen alle diplomatischen Kanäle, die abgebrochen wurden, wieder belebt werden. Auch die der Rüstungsbegrenzung und Rüstungskontrolle. Es kann nicht sein, dass hier ohne Beteiligung Deutschlands neue Mittelstreckenraketen stationiert werden, ohne Debatte in unserer Gesellschaft   und ohne Verhandlungen mit der Gegenseite. Verhandlungen und wechselseitige Inspektionen und Kontrollen bieten die Russen übrigens an – wir verweigern diese.

Wir brauchen eine Friedensmission der UNO, am besten auch mit chinesischen Blauhelmsoldaten für die besetzten Gebiete, denn Putin würde es nicht wagen, diese zu beschießen. Staaten aus der BRICS Gruppe müssen beteiligt werden. Die staatliche Existenz der Ukraine muss sichergestellt werden, unter klaren militärischen Sicherheitsgarantien des Westens – ebenso müssen die russischen Sicherheitsinteressen respektiert werden.

Die weltweiten Aufrüstungsprogramme müssen gestoppt werden. Wir brauchen diese Mittel gegen den Klimawandel, für Sozialausgaben und um Fluchtursachen zu bekämpfen. Frieden ist möglich – wenn wir uns von dem Wahn verabschieden, nur das Schlachtfeld sei die Lösung.


[1] https://www.foreignaffairs.com/ukraine/talks-could-have-ended-war-ukraine

Lena Spohn
 

Als ich 2023 bei einer Ungarnreise die Budapester Kulturlandschaft vor Ort nach 13 Jahren Orbanregierung betrachten durfte, war mein Gedanke: hier würde mir mein Beruf keine Freude bereiten, hier würde ich keinen Sinn darin sehen, Kunst – zumindest in öffentlichen Institutionen – zu machen. Wenn Kultur so offensichtlich den Zweck erfüllen soll, die bestehende Ordnung zu stützen, Nationalstolz zu fördern und ein angeblich homogenes Volk zu feiern, dann verliert sie jeden Sinn.
Kunst muss leben von Offenheit, Uneindeutigkeit, der Lust auf Unbekanntes, sie muss polarisieren können, wild und unberechenbar sein dürfen, muss zu heißen Diskussionen anregen und wir müssen mit ihr sehen, argumentieren und streiten lernen können. Kultur muss all denen, die in unserer Gesellschaft leben, in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit, Sichtbarkeit verleihen. Sie muss inklusiv sein, geteilte Erfahrungen und emotionale Erlebnisse ermöglichen mit Menschen, denen man ohne sie nicht begegnen würde. 

Der Journalist Arne Semsrott schreibt zu Anfang seines Buchs “Machtübernahme” , dass wir uns im Kampf gegen das Erstarken der AFD nicht allein auf die Abwehr fokussieren, sondern uns auch darüber austauschen müssen, wie wir leben wollen: “Nicht nur darüber sprechen, was wir nicht wollen, sondern darüber, was wir wollen.”
Für den Kulturbereich hieße das:
Foren zu bilden, in denen wir darüber nachdenken, welche kulturellen Räume wir schaffen, welche wir ausbauen, und welche wir aufrechterhalten oder verbessern möchten. 
Das heisst aber auch, die Frage zu stellen, wie wir bestehende Strukturen und Institutionen verteidigen können.
 Leider müssen wir diese Verteidigung kultureller Räume und Bildungseinrichtungen bereits jetzt auf finanzieller Ebene führen – siehe die Kürzungen im Berliner Kulturhaushalt und die verheerenden Kürzungspläne der Münchner Stadtregierung, die die Münchner Kammerspiele und das Münchner Volkstheater betreffen. Die einschneidenden Kürzungen im Bundeskulturhaushalt bedrohen große Teile der freien Szene in ihrer Existenz und führen dazu, dass unzählige bereichernde, innovative und experimentelle Projekte, die es gerade in der jetzigen Situation so dringend bräuchte, gar nicht erst entstehen. 

Neben der Abwehr der völkisch und national ausgerichteten kulturpolitischen Pläne der AFD geht es jetzt also auch darum, Kultur in der Breite und auf hohem Niveau zu erhalten. 

Wir, die wir hier stehen, müssen uns wohl darauf gefasst machen, einen langen Atem zu haben im Kampf gegen die rechte Bedrohung. Diese nimmt seit langem schon sehr konkrete Form an, wie z.B. in Gestalt von Provokationen 
gegenüber dem Zwickauer Kunstverein oder – ganz aktuell – der Bauhaus- antrag der AFD im Landtag von Sachsen-Anhalt, der in direkter Traditionslinie zur nationalsozialistischen Kunstauffassung steht. Aber man muss gar nicht nur auf den Osten schauen, wenn man hier vor Ort in Stuttgart an die Hassbotschaften und Gewaltandrohungen an die Adresse der feministischen Regisseurin Florentina Holzinger denkt, die rechten Schmierereien und Sachbeschädigungen an der Cannstatter Kulturinsel oder die  Kundgebung von Rechtsextremisten gegen das alternative Festival U&D letzten August… 

Die Liste mit rechten Übergriffen auf die Kultur, die der Journalist Peter Laudenbach von der Süddeutschen Zeitung seinem Buch “Volkstheater” anhängt, ist bereits bei ihrem Erscheinen 2021 lang gewesen. Leider ist sie längst nicht mehr vollständig. 

Wir hatten diesen Herbst drei, zwar nicht überraschende, aber dennoch schwer zu ertragende Landtagswahlergebnisse zu verkraften. Mir zumindest geht es so, dass ich diese Schreckensnachrichten nicht auf Dauer nah an mich heranlassen kann, wenn ich psychisch gesund bleiben will. Was ich aber mich heranlassen kann und heranlassen will sind die Zukunftsvisionen, die engagierte Menschen tagtäglich entwerfen und leben – in meinem Arbeitsumfeld erlebe ich das etwa in der Personalratsarbeit, im Frauen*netzwerk oder bei alltäglichen Gesprächen und Diskussionen mit Kolleg*innen. Der Kampf gegen Rechts ist ja für niemanden ein Selbstzweck. Letztendlich geht es doch darum, ein gutes Leben für alle zu erkämpfen Und mit alle meine ich eben nicht nur weisse deutsche Männer, sondern alle, die Teil dieser Gesellschaft sind und ihre jeweils eigene Perspektive auf die Dinge mitbringen: Lasst uns gemeinsam stark bleiben, Feste feiern, Kunst schaffen, Opernabende genießen und uns gegenseitig inspirieren! Lassen wir uns nicht unterkriegen – wir sind immer noch Viele und der Rechtsruck ist kein Schicksal, dem wir einfach bloss ausgeliefert wären! Schließen wir uns zusammen, auch wenn der Kampf gegen rechts manchmal aussichtslos erscheint. Mit Arne Semsrott gesagt: “Selbst wenn es zu spät ist, ist es nicht zu spät!!”

Dr. Michael Wilk

Die AfD steht in besonderer Form für Rassismus, Antifeminismus, Antisemitismus und eine Leugnung der Verbrechen des Nationalsozialismus. Faschistische Positionen werden offen vertreten. Die AfD greift das Prinzip der Menschenwürde frontal an. Die AFD hetzt, spaltet, lügt.

Über das Verbreiten von Bedrohungs-Legenden hat sie es geschafft, vor allem in der Hetze gegen Geflohene, rassistisch-nationale Stimmung anzuheizen. Sie ist längst gefährlicher Schrittmacher völkisch-totalitärer Ideologie.
Wir sagen: Die AfD darf nicht an die Schalthebel der Macht gelangen.
Wer Faschisten wählt, unterstützt Faschisten. Faschismus ist keine Meinung – und auch kein Ausdruck von Protest- sondern ein Verbrechen.  

Doch nationalistisch-rassistische Propaganda und menschenfeindliche Politik sind kein Alleinstellungsmerkmal der AFD.
Sie ist nur die Spitze des Eisbergs.

Zunehmende Enthemmung und steigender Alltagsrassismus reicht im Denken- und Handeln längst bis in alle Bereiche der Gesellschaft.
Diskriminierende Botschaften, rassistische Impulse, chauvinistische Interpretationen und Lügen werden (nicht nur in sozialen Medien) aufgegriffen, hunderttausendfach verstärkt und verbreitet. Die daran beteiligten „ganz normalen“ Menschen sind keine Opfer im Sinne einer Verblendung, sondern Agierende eines massenpsychologischen Prozesses, in dem Rassismen, „alternative Fakten“ und Verschwörungstheorien, sozial vernetzte, gefährliche Dynamik entfalten. Sie finden Ausdruck in „Deutschland den Deutschen“ singenden Wohlstandskids (und das nicht nur auf Sylt), an Stammtischen und am Arbeitsplatz.
Es geht also nicht mehr nur um plumpe Faschismus-Parolen, sondern um die subtilen Alltagschauvinismen, durch die sich Verrohung und Unmenschlichkeit etablieren!
Die menschenfeindlichen Positionen der AfD sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Auch die etablierten Parteien (ob Regierung oder Opposition, incl. das Bündnis Sarah Wagenknecht) sind hier keine Ausnahme. Sie bedienen sich inzwischen der Impulse, die von rechts außen geliefert werden.
Seien es die Absurditäten eines Friedrich Merz, der von „Zahnarztterminen Deutscher, blockiert durch migrantische Menschen, die sich auf unsere Kosten die Zähne richten lassen“ schwafelt oder die von Wagenknecht beschworenen nationalen „gemeinsamen Identitäten“. Zwar distanzieren sich Parteien wortreich von den undemokratischen Absichten der AFD, fischen jedoch selbst populistisch im Trüben und übernehmen de Facto zunehmend Positionen und Inhalte. Die oft zu hörende Behauptung, damit den Zustrom zu der offen mit faschistischen Parolen agierenden AFD ausbremsen zu können, ist gefährlich und falsch.
Es zeigt sich vielmehr ein breites gefährliches Aufgreifen und Reproduzieren rassistisch-nationalistischer Muster. Die Absicht sich selbst durch „Deutschsein“ oder Deutsche -Identität aufzuwerten und Überlegenheitsgefühle zu wecken, ist angesichts der deutschen Historie geradezu bizarr, ekelhaft und verwerflich genug. Sie wird jedoch erst richtig brisant durch die damit zwangsläufig verbundene Abwertung anderer, eben sogenannter „Nicht-deutscher“.
Wir sagen an dieser Stelle ganz klar: Die Übernahme völkischer Argumentation (z.B. dem Narrativ von der Schwächung deutscher Sozialsysteme durch Geflohene, oder die zunehmende generalisierte Abwertung von Migrant*Innen) dient nicht der Bekämpfung, sondern führt zur Legitimierung menschenfeindlicher Ideen.
Wir stehen dagegen und sagen: Nein!

Die populistische Übernahme totalitär-rechter Parolen hat fatale Folgen: Sie führt nicht nur zur gesellschaftlichen Verfestigung dieser unmenschlichen Ideen, sondern sie mündet auch in unmenschlichen Entscheidungen. Die Folge ist eine klar erkennbare Beschädigung demokratischer Prinzipien, Menschenrechten und sozialer Sicherung. Zu Tage tritt zunehmend eine Politik, die schon vor der drohenden weiteren Etablierung der AfD, deren menschenfeindliche Parolen politisch umsetzt.
Am deutlichsten zeigt sich der politische Vollzug von Spaltung und Hetze im Umgang mit Geflohenen. (Ich bin seit Jahren als Notarzt immer wieder in Kriegszonen des Nahen Ostens aktiv.) Ich erlebe, dass Menschen aus guten Gründen und existenzieller Not die Risiken der Flucht auf sich nehmen. Anstatt jedoch die Fluchtursachen zu bekämpfen, nehmen staatliche Maßnahmen zunehmend die Geflohenen ins Visier.

In Hetzkampagnen werden Menschen, die z.B. aus den Kriegszonen Syriens, vor totalitären Regimen oder auch aus den Hungerregionen Afrikas unter Einsatz ihres Lebens über das Mittelmeer fliehen, zu einer Bedrohung des „Abendlandes“, zu „Dauerschmarotzern“ und zu generell Kriminellen aufgebaut. Flucht und Migrationsgründe spielen im Diskurs keine Rolle mehr. Mit fatalen Folgen: Geflohene werden abgewiesen, Todesgefahren ausgesetzt, oder der Versklavung in lybischen Lagern überantwortet. Europas Politik gegenüber Geflohenen und Migrierenden ist tödlich, ja mörderisch. Wir reden von Tausenden die im Mittelmeer ertrinken. (30.000 seit 2014 offiziell-bei extremer Dunkelziffer)
Wer so agiert, wird auch den Einsatz von Schusswaffen (der schon jetzt vorkommt) gegen Menschen auf der Flucht forcieren.

Doch wen schert es? Die moralischen Maßstäbe des Regierungshandelns ändern sich unter populistischer Dynamik radikal.
Die postulierten Ansprüche sozial und demokratisch zu handeln (SPD) oder gar feministische Außenpolitik zu praktizieren (Baerbock) werden zu sinnentleerten zynisch klingenden Worthülsen. (Wofür steht das C in der CDU?)
Längst werden Tausende Ertrunkene mit einem Achselzucken kommentiert, Internierungslager auch für Familien mit Kindern an den Grenzen und an Flughäfen forciert, Abschiebungen nach Albanien oder Afrika als gangbare Option gesehen. Was wir erleben, ist eine barbarische Verrohung, ein skrupelloses über Bord werfen humanitärer Ansprüche.
Die für diese Strategie verantwortlichen Politiker*innen als auch der applaudierende Mob, fühlen sich im Recht: Die zufällige Gnade einer Geburt in Mitteleuropa berechtigt offensichtlich dazu, seinen Besitz- und Wohlstand hemmungslos zu verteidigen. Rechtstaatlichkeit wird populistisch-rechten Prämissen angepasst, humanitäre Werte werden nur noch dann gefordert, wenn es den eigenen Machtinteressen dient.
Wir sagen hingegen: Die zufällige Gnade in Europa geboren zu sein, berechtigt uns nicht zu verantwortungslosem, unmenschlichen Handeln. Angezeigt ist vielmehr eine gewisse Demut, und ein Handeln in Mitverantwortung gegenüber anderen.

Vorerst werden vor allem Fremde und Geflohene zu Opfern rassistisch-nationaler Bedrohungsszenarien, doch schon zeigen sich üble Reaktionen auch auf andere, die als Minderheiten zu Störenfrieden der „gesunden“ sozialen Gemeinschaft erklärt werden:
Sozialhilfeempfangende, LGBTQ-Menschen, Wohnungslose, zunehmend auch Menschen mit Behinderung werden nicht mehr als Mitmenschen wahrgenommen, sondern als anders, minderwertig und nachrangig.
Minderheiten bieten sich als Sündenböcke für soziale Ängste an, die nicht selten ihren Ursprung in ganz realen gesellschaftlichen Problemen haben: Billiglöhne, Altersarmut, Gentrifizierung, ein sich rasant verknappender und verteuernder Wohnungsmarkt, um nur einige zu nennen.

Faschistische Ideologie bietet hier Scheinlösungen an. Sie klassifiziert Menschen in wertvolle und unwerte, grenzt ein und aus, definiert ein oben und unten. Es liegt an uns dieser Extremform des Sozialchauvinismus Einhalt zu gebieten.
Gegen den Reflex einer Ellenbogengesellschaft, die Solidarität zum Unwort erklärt und den Blick auf die eigentlichen Verhältnisse trübt: Dass es mehr als genug für Alle gäbe, wäre der Reichtum nur anders verteilt.
Wir erteilen totalitären „Lösungen“ und autoritärem Denken und Handeln eine Absage. Wir setzen auf Menschlichkeit und verantwortliches Handeln. Wir lehnen Faschismus, Nationalismus und Rassismus ab. Ausgrenzung und Entwertung anderer Menschen darf niemals die Antwort auf die sich zuspitzende gesellschaftliche Situation sein. Klimakatastrophe, Verarmung, Totalitarismus und Kriege bekämpfen – nicht die Betroffenen.    Ich danke euch…

Jama Maqasudi

Meine Damen meine Herren,  liebe Freund/innen ,

Heute sind wir hier zusammen gekommen um zu bekräftigen, daß

1) die würde des Menschen unantastbar ist . Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

2) Das deutsche Volk  bekennt sich darum zu Unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens der Gerechtigkeit in der Welt.

Mit anderen Worten der Artikel eins unseres GG garantiert die Unantastbarkeit der Menschenwürde .

Das ist ein hohes Gut,  das wir verteidigen und bewahren müssen.

Zur Menschenwürde gehören Menschenrechte .

Das ist im Sinne von Emanuel Kant ein universelles Recht und gilt für alle Menschen unabhängig von  ihrer Herkunft,  Hautfarbe,   Religion ,  Sprache sowie ihres Geschlechts und ihres Aufenthaltsstatus .

In erster Linie sind wir alle  Menschen  und das ist auch gut so .

Unser Wohlstand  ist durch wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zu Stande gekommen.  Das muss ich  hier zur Erinnerung rufen.

Liebe Freund/innen  ich habe zwar an der Uni sozial Ökonomie studiert , aber arbeitete über 35 Jahre als Sozialarbeiter für die geflüchteten Menschen.  Ich  kann mit gutem Gewissen sagen, daß die Schutzsuchenden  froh waren und sind  hier Schutz gefunden zu haben, aber ihnen fehlte und fehlt immer noch ihre Heimat . Das bedeutet, daß die Menschen schweren Herzens ihre Heimat und ihre soziale Umgebung verlassen haben um für sich und ihre Kinder eine Perspektive zu bekommen.

Sie bemühen sich  und haben  sich immer  bemüht eine Arbeit zu finden um nicht auf Sozialhilfe angewiesen zu sein.

Fast 70 % der Geflüchteten,  die seit acht Jahren hier sind , arbeiten und  fast alle sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

So die aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Wenn wir  genauer in unserem Alltag hinein schauen sehen wir wieviel Dienste durch Migrant/Innen aufrecht erhalten werden.

  1. B. Das Gesundheitswesen bundesweit haben wir ca. 428 tausend Ärzt/innen beschäftigt   15 % sind Migrant/ innen und  in Thüringen sind   es mehr als der  Bundesdurchschnitt .

Im Klinikum Stuttgart sind von den 1.200 dort tätigen Ärzt/innen rund 200 mit Migrationshintergrund.

Das entspricht etwa dem Bundesdurchschnitt von 15 Prozent.

Wer mal eine Weile im Krankenhaus war weiß wieviel die Zugewanderten dort in der Pflege zur Wiedergenesung der Menschen beitragen.

Wenn wir  dies wissen  stellen wir  fest , daß die Diskussion über   eine Remigration  nicht nur dumm , sondern auch Schwachsinn ist.

Bevor wir unsere Kraft dazu vergeuden,  müssen wir Überlegungen in Gang setzen,  daß die Flucht Gründe  und die Ursachen  bekämpft werden und nicht die Geflüchteten.

Ich stelle mir immer wieder  die Frage: wieviel Geld wir für die  Kriege ausgeben  und wieviel  investieren wir für Frieden?

Wenn wir  uns dies  vor Auge halten und darüber nachdenken,  dann kommen wir ein Stückchen weiter.

Vor vierzig Jahren haben wir uns über  25 Millionen Geflüchtete beklagt, damals sagte  Heinrich-Bell, “wenn dieses Jahrhundert einen Name bekommt, dann wird es ein Jahrhundert der Flüchtlinge heißen” was würde er jetzt sagen,wenn er leben würde  da die Zahl auf über 100 Millionen angewachsen ist, Tendenz steigend. Es gibt viele Flucht Gründe,  aber die Stellvertreterkriege auf der Welt  produzieren sehr rasant viele Geflüchtete.

Wir müssen uns mehr den je für Frieden einsetzen, damit die Menschen aus diesem Grund  ihr Heimatland nicht verlassen müssen.

Wir   können persöhnlich nichts dafür , daß die Menschen Geflüchtete wurden, aber wir können uns dafür  stark machen, daß sie nicht  Geflüchtete bleiben und für sie die Rahmenbedingungen so ermöglichen, daß sie ein Teil der produktiven  Gesellschaft werden und ihren Beitrag zum Wohlstand und wirtschaftlichen Wachstum leisten dürfen .

Cornelius Oettle

(Hey, ihr da hinten – herkommen und zuhören, ich hab was zu sagen.)

Ihr merkt es vielleicht schon am Ton, den ich anschlage: Ich bin heute hier, um euch antiautoritäre Waschlappen für den Autoritarismus zu begeistern.

Und warum will ich das? Weil ich kürzlich zur Migrationsdebatte eine Zahl gelesen, habe die mir zu denken gegeben hat: Laut ARD-Deutschlandtrend fühlen sich 80% der AfD-Wähler in Deutschland unsicher. Das hat mich schockiert: 80%! Ich mein: Wieso? Wieso nur 80%? Oder anders gefragt: Wieso fühlen sich 20% der Rechtsextremen in Deutschland sicher?

Ich sag euch warum: Weil ihr antiautoritären Waschlappen in der Vergangenheit denen gegenüber einfach nicht autoritär genug aufgetreten seid.

Und deshalb, Liebe Gemeinde,

haben wir uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen von der liberalen Demokratie. Wir haben’s mit ihr jetzt ein paar Jahrzehnte lang versucht, es hat offensichtlich nicht funktioniert: Die Reichen wurden immer reicher und die Rechten wurden immer rechter.

Es freut mich, dass so viele hierhergekommen sind, um noch ein letztes Mal Gebrauch von ihrem Versammlungsrecht zu machen, denn eins ist klar: Unter Bundeskanzler Höcke wird es sowas hier nicht mehr geben. Wenn wir aus unserem falsch verstandenen liberalen Demokratentum heraus uns nicht trauen, die Faschos zu verbieten, dann werden die Faschos irgendwann uns verbieten.

Bevor ich hier aber mein Lob auf den Autoritarismus spreche, möchte ich mich noch über das Motto dieser Kundgebung beschweren: Das Motto dieser Kundgebung lautet: „Wir müssen mehr tun!“. Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ich glaube, bei vielen wäre es sogar gut, wenn sie weniger tun würden. Oder am besten gar nichts mehr…Zum Beispiel: Christian Lindner. Ein Mann, der dem Begriff „Sparschwein“ eine ganz neue Bedeutung verliehen hat.

Der tut ja sehr viel, aber alles, was er tut, geht halt in die völlig falsche Richtung. Christian Lindner, der übrigens traurig ist, dass sein 911er den Kofferraum vorne hat, weil er Porsche so gern ins Hinterteil kriecht, kämpft gegen die Geldmittel für politische Bildung, gegen die Kindergrundsicherung, gegen das Bürgergeld, gegen Integrationskurse, gegen einen günstigen öffentlichen Nahverkehr und so weiter und so fort. Dabei wurde mittlerweile zigfach durch Studien nachgewiesen, dass dieser staatliche Sparwahn das Vertrauen in die Demokratie untergräbt und damit rechte Parteien stärkt. Die Schuldenbremse ist ein Turbo für rechte Parteien.

Als man Lindner vor einem halben Jahr auf diese Studien angesprochen hat, lautete seine Antwort: „An diese Studien glaube ich nicht.“ Wir werden also von einem Finanzminister regiert, der einfach nicht an den Rechtsruck glaubt! Und ich würd mir ja wünschen, dass das funktioniert: Dass Dinge einfach verschwinden, wenn man nicht dran glaubt! Aber das klappt nicht, ich hab’s ausprobiert: Ich hab jetzt wirklich viele viele Jahre lang ganz fest NICHT an Christian Lindner geglaubt – aber er ist immer noch da.

Jetzt möchte ich mich aber nicht nur über Christian Lindner beschweren, sondern auch über euch. Weil ihr wie gesagt antiautoritäre Waschlappen wart – genau wie ich übrigens – die es jahrelang zugelassen haben, dass neoliberale Flachpfeifen rechte Parteien so stark machen, dass wir jetzt Angst haben vor rechtem Autoritarismus. Und deshalb müssen wir daraus lernen und in Zukunft selbst autoritärer werden. Wenn Sie ein Problem haben mit Autoritarismus, dann nennen Sie es einfach wehrhafte Demokratie.

Und zum autoritären Auftreten gehören nun mal auch Verbote. Im Grunde wollen die AfD-Wähler ja selbst ein AfD-Verbot. Denn das Motto der AfD-Wähler lautet ja: Früher war alles besser.  Und in einem Punkt haben die Recht: Denn FRÜHER gab’s keine AfD.

Und ich weiß, dass manche von euch antiautoritären Waschlappen in dieser Frage immer noch unsicher sind und sich fragen: Hmm, Parteienverbot, kann man das wirklich machen?

Für diese Zauderer unter euch hab ich eine Liste mitgebracht mit Personen, die genau wie ihr Bedenken haben gegen einen AfD-Verbotsantrag. Ich les euch die jetzt vor und ihr könnt dann in Ruhe überlegen, ob ihr mit diesen Leuten in einem Team sein wollt. Ich fang mal an:

Markus Söder – der fleischfressende Klobrillenbart von Instagram.

FDP-Granate Maria-Agathe Flack-Ballermann

Hubert Aiwanger – ein Monn, der Ongst hot vor Wärmepumpen und vor Vokalen, die kein O sind

Wolfgang Grupp – das ist der Affe aus der Trigema-Werbung

Und Friedrich Merz – die personifizierte Ohrfeige, die in Bayern auch bekannt ist als Fotzenfritz (Sie wissen ja: Die Bayern sagen zur Ohrfeige „a Fotzn“.)

Ich denke, schon mit diesen fünf Namen ist für die meisten hier der Fall klar: Wenn die dagegen sind, dann muss das der richtige Weg sein.

Und falls ihr unsicher seid, weil ihr Angst habt vor irgendwelchen Aufständen oder gar einem Bürgerkrieg, dann kriegt euch bitte mal wieder ein: Zum einen gibt’s ja noch ein staatliches Gewaltmonopol meines Wissens, und zum anderen sind wir immer noch in Deutschland. Bevor hier einer einen Bürgerkrieg anzettelt, sucht der erstmal das Formular dafür.

Deshalb fühlt euch nicht unsicher, sondern sorgt lieber dafür, dass sich wieder 100% der Rechtsextremen unsicher fühlen. Denn darum geht’s ja eigentlich: In einer Demokratie sollten doch nicht die Demokraten Angst haben vor den Rechtsextremen, sondern die Rechtsextremen vor den Demokraten! Und deshalb: Rettet die liberale Demokratie, werdet autoritär! Das ist keine Bitte, das ist ein ganz autoritärer Befehl! Vielen Dank!

 

Stuttgart gegen Rechts

Liebe Stuttgarter*innen, liebe Antifaschist*innen,
im Januar standen wir auf genau diesem Platz mit rund 50.000 Menschen, um gegen Rechts zu
demonstrieren.
Voller Euphorie und der Idee, die gesellschaftliche und politische Entwicklung nach Rechts
aufzuhalten, schien die Republik auf einmal aufzustehen. In ganz Deutschland standen
Politiker:innen von Union, der SPD und den Grünen auf Bühnen, um sich gegen Rechts zu
inszenieren und “Haltung zu zeigen“. Wir fragen uns: was bleibt von dieser Frühlingsbewegung?
Ziemlich schell ist es wieder kalt geworden.
Die stetige Rechtsentwicklung erreicht immer wieder neue “Höhepunkte”. Und damit meinen wir
nicht nur die Ergebnisse der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg, sondern
vor allem auch die politischen Reaktionen der Regierungen und Parteien auf die Erfolge der AfD.
Was ist der Ansatz, um einer faschistischen Partei zu begegnen? Einer Partei, deren Wahlerfolg
sich auch durch reale und begründete Existenzängste der Bevölkerung erklären lässt? Gibt es ein
fortschrittliches Gegenangebot, dass die Politik der vergangenen Jahrzehnte kritisch hinterfragt?
Leider gibt es das nicht. Stattdessen schreiben die Parteien von der Ampel bis zur Opposition
offenbar nun das AfD-Wahlprogramm ab. Es gibt Asylrechtsverschärfungen, Diskussionen über die
Einschränkung der Versammlungsfreiheit und demokratischer Rechte.
Während der Union das alles noch immer nicht weit genug geht, ordnet Innenministerin Faeser
dauerhafte Grenzkontrollen an. Die Regierung plant Menschen, die an den deutschen
Außengrenzen Asyl beantragen, zu inhaftieren. Eine Forderung, die direkt aus dem Programm der
AfD übernommen wurde. Ordnungsbehörden und Geheimdienste werden weiter aufgerüstet.
Diese Regierungspolitik ist Wasser auf die Mühlen der AfD, die sich auf die Fahne schreiben kann,
das alles ja schon lange im Programm zu haben. Die Regierungspolitik legitimiert die Inhalte einer
faschistischen Partei.
Die AfD ist bei alldem nur das Zentrum eines Mosaiks rechter Projekte – von Stiftungen, Buch- und
Zeitungsverlagen, über Ansätze einer rechten Jugendbewegung aus der Jungen Alternative,
Burschenschaften und „Identitärer Bewegung“ bis zum Versuch der Scheingewerkschaft
„Zentrum“, in die Betriebe zu drängen. Auch militante Faschist*innen stellen sich mittlerweile
wieder selbstbewusster auf und werden immer häufiger zur unmittelbaren Gefahr für Menschen,
die nicht in ihr Weltbild passen, wie etwa die aggressiven Demonstrationen gegen zahlreiche
CSDs in diesem Jahr zeigen.
Was offenbar immer noch nicht begriffen wurde: Wer den Narrativen und den Forderungen der
Rechten hinterherläuft, stärkt sie nur. Wer sie bekämpfen will, muss ein attraktives inhaltliches
Gegenangebot machen, das sich mit den realen Problemen in unserer Gesellschaft beschäftigt.
Ein Parteiverbot, wie es aktuell diskutiert wird, kann dabei helfen, Rechte Strukturen zu
zerschlagen. Doch wenn sich parallel dazu die Regierungspolitik weiter nach rechts bewegt, ist
damit langfristig zu wenig gewonnen.
AfD Verbot hin oder her. Es darf nicht bei einer moralischen Kritik am Gedankengut der
Faschist*innen bleiben. Es müssen die Zusammenhänge zwischen kapitalistischer Krise,
neoliberaler Elendsverwaltung und dem Aufstieg der Rechten benannt werden. Während von
unten nach oben umverteilt wird, Milliarden an Rüstungskonzerne und in zukunftsfeindliche
Subventionen fließen, Lohnabhängige gegen Bürgergeldempfangende und Geflüchtete
ausgespielt werden, werden die sozialen Bereiche massiv zusammengekürzt, Gewinne privatisiert
und Verluste vergemeinschaftet.
Wir müssen also selbst aktiv werden und bleiben, um für eine bessere Welt zu kämpfen. Für unser
antifaschistisches Verständnis ist es wichtig, die gesellschaftlichen Grundlagen für das stetige
Erstarken der Rechten zu betrachten und und uns mit denen zu verbünden, die für eine
gesellschaftliche Veränderung streiten und an Seite derer stehen, nach denen getreten wird. Wir
sind der Auffassung, dass rechte Denkmuster fest in unserer Gesellschaft verankert sind und der
Kampf gegen Rechts und für eine solidarische und gerechte Gesellschaft ohne Unterdrückung und
Ausgrenzung über symbolische Demonstrationen hinausgehen muss! Es gehört z.B. auch dazu,
Rechte mit direktem Protest zu konfrontieren!
Als Antifaschist*innen müssen wir vieles selbst in die Hand nehmen und können uns nicht darauf
verlassen, dass das Problem für uns gelöst wird. Wir freuen uns daher, dass wir heute hier Teil
sein können und freuen uns auch über weitere mitstreitende Organisationen in unserem Bündnis
“Stuttgart gegen Rechts” mit dem wir seit vielen Jahren kontinuierliche Arbeit gegen Rechts hier in
unserer Stadt organisieren.
Alle zusammen gegen den Faschismus!

 

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